Das Sehen – bei jedem gleich und doch ganz anders

Zwei Menschen können aus derselben Distanz einen Sachverhalt betrachten und sehen doch Unterschiedliches. Manchmal völlig unterschiedliches, was zum Konflikt führen kann, wenn versucht wird sich über das Gesehene oder Wahrgenommene zu unterhalten. Woran kann das liegen? Womit hat es zu tun?

Sehen ist nicht gleich Sehen

Aufgrund des Beitrags zwei Sichtweisen – ein Konflikt: Hochbegabung im Blick  auf meinem Blog (Sehen aus der Distanz, Nähe oder beides), ist die Fragestellung aufgetreten, wieso und warum es dieses Phänomen gibt, dass zwei Menschen mit gesunden und funktionierenden Augen etwas betrachten, aber zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen in der Wahrnehmungen kommen. Diese sind mitunter so verschieden, dass es eine Auseinandersetzung, Diskussion oder gar zum Streit führen kann, wenn nicht bedacht wird, dass derselbe Blick nicht derselbe Blick bedeutet.

Bilder, bei denen sich zwei Motive abwechseln

Vermutlich kennt jeder die Umspringbilder. Das bekannteste ist vermutlich der Rubinsche Pokal, bei dem entweder ein weißer Pokal auf schwarzem Hintergrund oder zwei schwarze Gesichter im Profil vor weißem Hintergrund zu sehen sind. Manche sehen das eine Bild, manche das andere und manche beide. Oder es gibt das Bild, was auf dem ersten Blick eine alte Frau darstellt und auf dem zweiten Blick, wer es denn sieht, eine schöne Frau. Davon gibt es unendlich viele Motive und Beispiele, die im Internet unter dem Stichwort “Umspringbilder” zu finden sind. Aber was hast das nun mit der Ausgangsfrage zu tun?

Beim Sehen kommt immer auch was hinzu

Beim Sehen passiert zweierlei. Zum einen wird das Bild auf dem Kopf und verkleinert auf der Netzhaut dargestellt. Die Reize werden ans Gehirn weitergeleitet. Diese kurze Erklärungsform zum Sehen soll hier reichen. Zum anderen passiert aber noch etwas, was bei jedem gleich ist. Es kommt zu den Reizen noch etwas hinzu. Dieses was hinzukommt hat mit den Erfahrungen, Deutungen und Erinnerungen zu tun, die jeder Mensch erlebte. Mit anderen Worten: ein Sehen ist nicht gleich Sehen, sondern Sehen ist Sehen plus etwas. Dieses was dazu kommt, ist aber bei jedem unterschiedlich.

Trotz Anstrengungen wird nicht dasselbe gesehen

Vielleicht hatten Sie mal eine Situation, wo in einen Teich, See, Meer geschaut wurde und jemand etwas sah und es ihnen zeigen wollte. Er hat also etwas im Wasser entdeckt und da Sie nicht wissen, worauf Sie achten sollen, sehen Sie es nicht oder später. Wird Ihnen nun genau beschrieben, was der andere sieht, wo es sich befindet, wie es aussieht und in welche Richtung Sie blicken müssen, dann sahen Sie es auch. Kommen Sie ein zweites Mal an diese Stelle, werden Sie das sofort wieder erkennen, denn Sie wissen jetzt, worauf Sie achten müssen. Das Sehen, war in beiden Fällen gleich. Aber es kam in diesem Fall eine Erinnerung hinzu. So wie bei diesem Beispiel ist es bei jedem Sehen. Je nach Fokus, nach Interesse, nach Erfahrungen, nach Deutungen, nach Erinnerungen usw. wird unterschiedlich gesehen. Und manchmal kann es trotz Anstrengung nicht das gesehen werden, was die andere Person sieht.

Jeder ist anders

Deshalb können wir auch hier wieder festhalten, dass jeder anders ist. Auch hier ist es wichtig zu respektieren, dass das eigene Sehen nicht von anderen Gesehen wird. Jeder sieht das eigene. Deshalb sollte auch hier Gelassenheit an den Tag gelegt werden, wenn zwei Menschen auf dieselbe Sachen schauen, aber nicht dasselbe sehen. Es kann nicht dasselbe sein. Es kann sich vielleicht auf eine Gemeinsamkeit, auf einen gemeinsamen Nenner oder eine Schnittmenge geeinigt werden, aber das Sehen an sich ist bei jedem anders. Was ja auch schön ist. 🙂

Eure,

Manon García

 

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